Kommunale Intelligenz
Die sogenannte "Künstliche Intelligenz", also das selbständige Lernen von Computern und Maschinen aus Daten, das Erkennen von Strukturen und Verhaltensmustern und das eigenständige Auslösen von Aktionen durch Maschinen, ist derzeit Gegenstand vieler Analysen und gesellschaftlicher Diskussionen. Die Forschung forciert die Entwicklung weiter. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird nun bundesweit vier "Kompetenzzentren für Maschinelles Lernen" einrichten. Eines dieser Kompetenzzentren wird auch in Dortmund entstehen. Ein sehr schöner Erfolg für unseren Standort und für die Wissensstadt Dortmund.
Maschinelles Lernen ist natürlich auch ein wichtiger Aspekt für die Konzepte der "Smart City". Um die Analyse, Steuerung und Nutzung großer Datenmengen aus der vielfältigen Infrastruktur einer Stadt dafür nutzen zu können, eine Stadt effektiver und gezielter zu steuern, braucht es maschinelles Lernen.
Eine "schlaue Straßenlaterne", die aus den realen Bewegungen der Menschen in ihrem Einzugsbereich lernt und die Beleuchtung dann nach Nutzungszeiten und Nutzungsgrößen selbständig steuert, spart nicht nur Strom, sie kann auch helfen, städtische Angsträume zu entschärfen und die gefühlte Sicherheit zu erhöhen. Darüber hinaus ist eine solche Laterne auch noch eine völlig neue Schnittstelle und Quelle für weitere Serviceangebote, z.B für die Elektromobilität.
Nur nebenbei: Das in Dortmund in den nächsten Jahren 25.000 von 54.000 Straßenlaternen tatsächlich umgerüstet und damit "smarter" werden, ist von der Öffentlichkeit leider fast vollständig untergegangen. Mit dieser Umrüstungsquote setzten wir aber einen neuen Maßstab. Weltweit gibt es eine solchen Anteil von "smarten Straßenlaternen" nicht noch einmal!
Es wäre aber wohl doch ein reichlich naives Technologie- und Innovationsverständnis zu glauben, dass eine Stadt ausschließlich durch den Einsatz von Computern, Maschinen und Robotern, quasi künstlich besser wird. Eine Stadt wird nur dann besser, lebenswerter und als Wohn- und Lebensort attraktiver, wenn die Menschen, die in dieser Stadt wohnen, selbst Hand anlegen und aktiv eintreten für diese Entwicklung.
Der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther sagt dazu: "Der Mensch lernt nur, was ihn begeistert. Nur, was mit unserer Erfahrungswelt zu tun hat und was wir in Beziehung zu anderen erfahren, etabliert neue und dauerhafte neuronale Verknüpfungen – Voraussetzung für wirklichen Lernerfolg." Für Hüther ist die entscheidende Ebene für eine solche Erfahrungswelt: Die Kommune. "Hier lernt der junge Mensch, worauf es im Leben ankommt, wie man gemeinsam mit anderen, sein Leben gestaltet und Verantwortung übernimmt."
Mit anderen Worten: an die Seite der wachsenden "Künstlichen Intelligenz" muss die Entwicklung der "Kommunalen Intelligenz" treten. Gerald Hüther sagt dazu: "So wie das Gehirn nicht immer größer wird, aber sich ständig weiterentwickelt, können auch Städte und Gemeinden wachsen: nicht durch ein »immer mehr«, sondern durch die Verbesserung der Beziehungen. »Kommunale Intelligenz« ist ein Aufruf, heute, vor Ort, mit einer neuen Lern- und Beziehungskultur zu beginnen. Jede Veränderung beginnt im Kopf, und sie manifestiert sich in vielen einzelnen Schritten.