Unternehmenstage 2018: Umwandlung von Minijobs in Gesundheitsberufen

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Beate Fleck

Raus aus der Minijobfalle

Die Umwandlung von Minijobs ist beim Jobcenter schon seit 2011 ein wichtiges Thema. Damals hatte sich deren Zahl in der Region innerhalb von 10 Jahren verdoppelt. Eine Zunahme die weit über dem Bundes- und landesdurchschnitt lag. Heike Bettmann, Geschäftsführerin Markt und Integration ist froh, dass ihre Arbeit Früchte getragen hat und seitdem rund 2.500 Minijobs umgewandelt werden konnten.

Heute werden immer noch 54.000 Minijobs in der Region gezählt. Eine unbefriedigende Situation für das Jobcenter. Nicht nur weil viele Beschäftigte regelrecht in der Minijobfalle feststecken, auch weil an anderen Stellen händeringend Fachkräfte gesucht werden.

Eine andere Nummer: Fachkräfte im Minijob

Eine Branche in der das schon heute der Fall ist, ist die Gesundheitsbranche. Daher hat das Team des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Westfälisches Ruhrgebiet, die regionale Anlaufstelle des Landesprojektes Competentia, die Umwandlung von Minijobs in der Gesundheitsbranche ins Auge gefasst.

Dr. Cordula Sczesny von der Soziale Innovation GmbH stellte die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 100 Betrieben aus dem Gesundheitsbereich in der Region vor, die sie im Rahmen des Projektes durchgeführt hat. Mehr als 60 % aller Betriebe würden Minijobs gerne ausweiten und umwandeln. Allerdings benötigt ein Drittel aller Befragten Unterstützung dabei, die Minijobber oder Minijobberinnen von einer Umwandlung zu überzeugen. „Die Unternehmen wissen nicht, was sie tun können, wenn die Kollegin sagt: „Ich muss und ich will nicht mehr arbeiten.“ Wir müssen Frauen Lust auf mehr Arbeit machen.“, fasst Dr. Cordula Sczensy das Kernproblem zusammen.

Beispiele aus der Praxis: Lust auf mehr Arbeit machen

Annette Pelzer, Inhaberin eines ambulanten Pflegedienstes, hat diese Erfahrung bisher noch nicht gemacht. Sie macht die Mehrbeschäftigung unter anderem über Zusatzqualifikationen schmackhaft, die dann auch besser bezahlt werden: „Die ehemaligen Minijobber wachsen und bekommen mehr Selbstvertrauen und haben Spaß. Dadurch machen sie auch automatisch bessere Arbeit.“

Auch Ligia Viegas von My Health Club hat schon mehrere Minijobs zu Teil- und Vollzeitjobs ausgeweitet. Stimmt die Chemie, weitet sie die gerne aus. Mit Unterstützung des Jobcenters konnte eine Fachkraft den Führerschein machen, den sie für den externen Einsatz in Unternehmen zwingend brauchte. „Was Besseres kann mir gar nicht passieren, als unseren Minijobbern eine Festanstellung anzubieten, wenn es passt.“, ist Ligia Viegas froh über die Möglichkeit neue Kräfte im Minijob zu testen.

Motto des Jobcenters: „Mehrwert schaffen – Minijobs umwandeln“

Doch nicht immer sind Betriebe so willig, Minijobs umzuwandeln. „Viele Arbeitgeber und Minijobber wissen nicht um die Gleichbehandlung im Arbeitsrecht.“, stellt Daniel Biermann, Teamleiter Arbeitgeberservice beim Jobcenter Dortmund fest. „Regelungen für Urlaub, Krankheit, Weihnachtsgeld und Kündigungsfristen sowie Tarifentgelte gelten auch für Minijobber.“ Für Arbeitgebende verringern sich die Abgaben bei einer Umwandlung sogar von 30 auf 20 Prozent. „Doch die Ersparnisse spielen gar nicht so eine große Rolle bei Unternehmen. Die Erfahrung, die wir machen ist, dass Bindung und Zuverlässigkeit der Minijobber geringer ist.“

Um Umwandlungen für Unternehmen zu erleichtern, bietet das Jobcenter Lohnzuschüsse für Unternehmen und Einstiegszuschüsse für Beschäftigte. Seit März diesen Jahres kümmert sich ein Projekt beim Jobcenter auch um sogenannte Midijobs bis 850 €. „Wir haben ein Interesse, dass sich Teilzeit nicht verfestigt.“, betont Biermann. Denn sonst ist es am Ende zum Leben zu wenig und im Alter sieht es ganz finster aus.

Unternehmenstage 2018: Frauen im Fokus

Ursula Bobitka war sehr zufrieden mit der Veranstaltung. Viele der Gäste kamen aus Unternehmen und nutzen die Gelegenheit, um individuelle Fragen zu stellen, so dass am Ende alle vom Praxisaustausch profitierten.

Im Rahmen der „Unternehmenstage 2018“ zeigt das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Westfälisches Ruhrgebiet (Competentia) bei insgesamt neun Veranstaltungen innovative Wege zur Rekrutierung und Bindung weiblicher Fachkräfte für kleine und mittlere Unternehmen. Dazu stellen Unternehmen und Institutionen aus der Region ihre Räume zur Verfügung.

Autor*in
Ina Keppler