Circular City – Was kann Dortmund von Amsterdam lernen?
Im Rahmen eines zweisemestrigen Studienprojektes der Fakultät Raumplanung von der Technischen Universität Dortmund mit dem Thema „Circular Cities“ wurde untersucht, wie Dortmund zirkulärer wirtschaften und handeln kann. Das Projekt wurde u.a. von der Wirtschaftsförderung Dortmund begleitet. Ziel der Studierenden war es, Handlungsempfehlungen für die Stadt Dortmund zu entwickeln (s.anbei). Diese sollen dabei helfen der Stadt eigene Potenziale und Ansatzpunkte zukünftiger Projekte im Bereich Zirkularität darzulegen sowie mögliche innovative Maßnahmen mit konkretem praktischem Anwendungsbezug aufzuzeigen. Es wurden zahlreiche Interviews, u.a. mit dem Umweltbundesamt, dem Port of Amsterdam und dem SocialDesignLab geführt und eine Online-Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit mit Bürger*innen durchgeführt.
Transformation ist unabdingbar
Durch das stetige Wachstum der Weltbevölkerung, den damit verbunden Ressourcenverbrauch sowie den hohen Treibhausgasemissionen ist der Wandel hin zur einer Circular Economy maßgeblich. Bei dem linearen Wirtschaftssystem, welches heutzutage noch der Regelfall ist, werden große Mengen an Rohstoffen, Energie und weiteren Ressourcen verbraucht. Um den Ressourcenverbrauch innerhalb der planetarischen Grenzen zu halten und das gesetzte 1,5°C-Ziel der Vereinten Nationen einzuhalten, muss zirkulär gewirtschaftet werden. Zirkuläres Wirtschaften kann einen Beitrag dazu leisten eine nachhaltige, CO2-arme, ressourceneffizientere und gleichzeitig wettbewerbsfähige Wirtschaft zu schaffen.
Amsterdam als Pilotstadt
Im Rahmen der Projektarbeit wurde insbesondere die Stadt Amsterdam vergleichend herangezogen, die als eine Pionierstadt in diesem Themenfeld gilt. 2020 hat die Stadt ein Dokument mit dem Titel Amsterdam Circular City Strategy 2020 - 2025 veröffentlicht, in dem unter anderem Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung einer Circular City aufgelistet werden.
Dortmund ist auf einem guten Weg, aber es ist noch Luft nach oben
Auch in Dortmund gibt es bereits einige Maßnahmen, die einen Beitrag für den Wandel zu einer Circular City durch verschiedene nachhaltige Ansätze in einzelnen Masterplänen leisten können. Insbesondere die Themengebiete der Energieversorgung und der Mobilität umfassen im Rahmen des Masterplans Emissionsfreie Innenstadt und des Masterplans Energiezukunft einen großen Maßnahmenkatalog für eine nachhaltigere und ansatzweise zirkuläre Lebensweise in der Stadt.
Dennoch besteht noch viel Luft nach oben, wenn es um eine potenzielle Umsetzung von zirkulären Maßnahmen geht. Potentialflächen, wie beispielsweise Dachflächen, die besonders gute Voraussetzungen für die Nutzung von Photovoltaikanlagen haben, sind im Stadtgebiet bislang nur zu 2 % genutzt. Es besteht somit großer Spielraum die verbliebenen Potenzialflächen zu nutzen und Maßnahmen mit grüner Energie voranzubringen. Vor allem Förderungen und Anreize für Bürger*innen, eigeninitiativ Photovoltaikanlagen zu installieren, würden einen großen Effekt auf den bisherigen Bestand an Photovoltaikanlagen haben. Dabei bietet das Solarflächenkataster des Regionalverband Ruhr bereits einen guten Ansatzpunkt für eine Ausweitung dieser Kapazitäten.
Im Zuge dessen wäre eine Kopplung mit dem ÖPNV eine Möglichkeit die Elektromobilität zu fördern und weiter auszubauen. Die Stadtbahnen sowie einige Buslinien könnten durch die neu installierten Photovoltaikanlagen mit Strom versorgt werden. Dies würde den angestrebten Kurs der Stadt Dortmund ergänzen, da bereits ab dem Jahr 2023 die ersten Buslinien elektrisch betrieben werden.
Auch bei der Energieversorgung im Wärmebereich gibt es in Dortmund viele Chancen und bislang nicht genutzte Potentiale. Hierbei ist der Einsatz von erneuerbaren Energieträgern, wie Windkraft, Solar- und Geothermie, bislang sehr gering und bietet im Zuge der Energiewende die Möglichkeit von fossilen Energieträgern abzusehen. Eine Sektorenkopplung mit Power to X-Technologien, also die Umwandlung von Energie auf einen stabilen Energieträger wie Erdgas, welcher wiederum zur Wärmegewinnung genutzt wird, sind hierbei zukunftsfähige Lösungen.
Des Weiteren besteht eine Chance darin, die lokale und regionale Landwirtschaft in Dortmund seitens der Stadt zu fördern und auszubauen und mit lokalen Akteur*innen, die bereits in dem Bereich tätig sind zu kooperieren, um somit gerade in Bezug auf die Ernährung die Qualität zu optimieren und Lieferwege zu minimieren. Kürzere Lieferwege bedeuten weniger Emissionen, die durch lange Fahrzeiten entstehen würden. Die Stadt Dortmund könnte zudem die Technologie des Indoor Vertical Farming nutzen, um somit flächeneffizient zu handeln oder auch von Aquaponik Gebrauch machen. Beide dieser Strategien ermöglichen es, flächeneffizient zu wirtschaften und teilweise auch verschiedene Nutzungen zu kombinieren.
Zirkularität fängt im Kopf an
Die Circular Economy erfordert ein völliges Umdenken. Es müssen alle mitziehen – was es braucht sind staatliche Stellen, die geeigneten Regeln und Anreize schaffen, Unternehmen, die neue Verfahren, Geschäftsmodelle und Produkte entwickeln, und Verbraucher, die ihr Konsumverhalten ändern, um Abfall zu vermeiden. Austausch & Netzwerk sowie Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema zu treiben und in den Köpfen der Gesellschaft zu verankern, sind demnach zentrale Bausteine.
Link: https://www.nordstadtblogger.de/zirkulaeres-wirtschaften-ein-neuer-massstab-fuer-nachhaltigkeit/