Zukunft #MINT lieferte Unternehmen und Interessierten aus der Region wertvolle Impulse
Was braucht es, damit Mädchen und Frauen sich für eine MINT-Karriere entscheiden? „Einen roten Teppich und Champagner?“ Augenzwinkernd eröffnete Moderatorin Sabine Ziemke am 24. Oktober 2023 die Info- und Messeveranstaltung „Zukunft #MINT“. Was statt Schampus nötig ist, um Frauen auf dem Arbeitsmarkt gezielt anzusprechen und als Fachkräfte im MINT-Bereich für sich zu gewinnen, erfuhren die über 100 Teilnehmenden aus der Region in Impuls-Vorträgen, Round-Table-Gesprächen und anhand zahlreicher Praxisbeispiele.
„Die passende Ansprache in Stellenanzeigen finden, Rolemodels einsetzen, Angebote für Schülerinnen umsetzen – es gab viele wertvolle Impulse für die Teilnehmenden. Damit war die Veranstaltung ein voller Erfolg“, resümiert Laura Kanthak von Competentia Westfälisches Ruhrgebiet/Wirtschaftsförderung Dortmund, die das Event federführend organisiert und zusammen mit dem Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund, der Handwerkskammer Dortmund, der IHK zu Dortmund, dem Kreis Unna, der WFG Kreis Unna und der Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet in die Dortmunder Zeche Hansemann geladen hatte.
Geschlechtsbezogene Klischees aufbrechen
Den Auftakt des abwechslungsreichen Programms machte Birgit Wehrhöfer, Leiterin der Abteilung 4 Gleichstellung im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen mit einer Begrüßungsrede – und startete gleich mit einem Lob an die Veranstaltungsorganisator*innen: „Mit Teamplay kennt man sich hier in Dortmund aus.“ Wehrhöfer machte sich unter anderem dafür stark, geschlechtsbezogene Klischees aufzubrechen. Das Bild von sozial isolierten Technik-Nerds müsse einem realistischeren Eindruck weichen und Chancen müssen sichtbarer gemacht werden. Denn: „Technik-Berufe bieten einen Weg, große gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern“, so Wehrhöfer.
Praxisbeispiel: Kampagne „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“
Ein Best-Practice-Beispiel stellten Ralf Dreisewerd, Unternehmensberatung der Handwerkskammer Dortmund, und Kerstin Feix, Vize-Präsidentin der Handwerkskammer Dortmund und Unternehmerin, vor. „Wir setzen uns jeden Tag dafür ein, Frauen zu begeistern, sich in den spannenden Handwerksberufen zu engagieren“, so Feix – unter anderem mit der Kampagne „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“ Diese soll auf Social Media, über Plakate sowie Flyer Klischees aufbrechen, die Handwerksberufe bekannter machen und deren Vielfalt zeigen. Teil der Kampagne ist ein Leitfaden zur Gewinnung weiblicher Fachkräfte, der Interessierten zum Download zur Verfügung steht. Weitere Informationen zur Kampagne hält die Website der Handwerkskammer Dortmund bereit.
„MINT-Erlebnisse“ für Schülerinnen schaffen
Verschiedene Praxisbeispiele wie Technik-Wettbewerbe, MINT-Kurse nur für Mädchen oder die Integration von Ausbildungsbotschafterinnen präsentierten Veronika Gorschlüter, zdi-Zentrum Hamm, Kerstin Helmerdig, zdi.NRW – MINT Mädchenarbeit, und Matthias Müller, zdi-Netzwerk Perspektive Technik Kreis Unna. Die Gemeinschaftsoffensive für den MINT-Nachwuchs in NRW zdi (Zukunft durch Innovation) setzt sich dafür ein, Schulen und Jugendliche mit Unternehmen zusammenzubringen und „MINT-Erlebnisse“ außerhalb des Schulkontextes zu schaffen.
Round-Table: Mädchen für MINT ermutigen
Im Rahmen eines Round-Tables wies Emma Warmke, IHK-Ausbildungsbotschafterin und Auszubildende zur Elektronikerin für Betriebstechnik bei den Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH, auf ein Problem hin, das sie in ihrem Umfeld selbst oft beobachtet: „Viele Mädchen trauen sich nicht, im MINT-Bereich aktiv zu werden.“ Deshalb sei es besonders wichtig, Angebote explizit für Mädchen zu schaffen und Rolemodels zu etablieren, betonte Melanie Schmitz, Fachlehrerin für Englisch und Physik an der Europaschule Anne-Frank-Gymnasium in Werne. Emma Warmke hätte sich außerdem mehr Ansprechpersonen im Schulkontext gewünscht und hält auch die Unterstützung aus dem Elternhaus für besonders wichtig. Dies sei im späteren Verlauf für die Studienwahl der jungen Frauen ausschlaggebend, pflichtete Stefanie Sielemann, Professorin im Lehrgebiet "Instrumentelle und analytische Sensortechnik" an der Hochschule Hamm-Lippstadt, bei. Auch sei der Fokus auf den direkten Dialog zwischen Unternehmen und potenziellen (weiblichen) Fachkräften besonders wichtig, stellte Katja Lilu Melder heraus, Pressesprecherin der Unternehmerfrauen und Geschäftsführende Gesellschafterin der BMG Santec GmbH. Nahbarkeit sei ein zentrales Thema. Friedrich-Wilhelm Corzilius, Vertretung der Geschäftsführung und Leitung des Kundenservices bei der Wirtschaftsförderung Dortmund, bekräftigte dies. Der Austausch auf Augenhöhe zwischen beratenden Institutionen und Unternehmen sei von besonderer Relevanz.
Netzwerken beim Markt der Möglichkeiten
Gelegenheit zum Austausch mit unterschiedlichen Akteur*innen des Arbeitsmarktes und regionalen Initiativen gab es beim Markt der Möglichkeiten. Im direkten Dialog teilten diese ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Ideen und die Teilnehmenden bekamen Anregungen für ihr eigenes Handeln. Darüber hinaus konnten sich Unternehmen darüber informieren, welche Angebote und Ansprechstellen es in ihrer Region für ihre Belange bei der Rekrutierung weiblicher MINT-Fachkräfte gibt.
Mentoring-Programme, Praktika und Schnuppertage
Abschließend kam Annette Dietz, Senior Referentin für Personalarbeit beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V., zu Wort und gab dem Publikum praktische Tipps an die Hand, wie Unternehmen sich zukünftig attraktiv für weibliche Fachkräfte aufstellen können. So sei es unter anderem wichtig, Commitment für das Thema in den Führungseben zu schaffen und klare Verantwortlichkeiten zu verteilen. Technisches und handwerkliches Interesse ließe sich zudem durch Praktikumsangebote und Schnuppertage fördern, Mentoring-Programme böten das Potenzial für weibliche Vorbilder.
All die wertvollen Impulse, die im Rahmen von Zukunft #MINT zusammengekommen sind, hielt Michaela Ruhfus während der Veranstaltung in einem Graphic Recording fest. Das Ergebnis verdeutlicht anschaulich: Unternehmen im MINT-Bereich können verschiedene Hebel nutzen, um sich attraktiv für weibliche Fachkräfte aufzustellen – und so dem Arbeitskräftemangel erfolgreich entgegenzutreten.